Das deutsche Filmerbe ist in Gefahr. Seit Jahren streiten die Politiker von Bund und Ländern um die Finanzierung der Digitatlisierung dieses schützenswerten Kulturguts und dessen Zugänglichmachung. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Hoffnungen der Filmwirtschaft, die in diesem Jahr über die FFA erstmals 2 Millionen Euro für die Digitalisierung von Filmen zur Verfügung stellte, auf die gleichzeitige Aufstockung des dafür vorgesehenen Etats aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin haben sich nicht erfüllt. Auch für 2017 ist nur eine Million Euro im Haushaltsentwurf der Bundesregierung vorgesehen.

Es zeichnet sich ab,  dass das Bündnis für den Erhalt des Filmerbes von Bund, Ländern und Filmwirtschaft auch 2017 nicht zustande kommt. Es sieht vor, dass jedes Jahr zehn Millionen Euro für die Digialisierung ausgegeben werden. Jeder Partner übernimmt ein Drittel.

Das Bundesfilmarchiv und die Institutionen des Bundes haben in den vergangenen Jahrzehnten zudem nicht von der Aufstockung des Kulturetats profitiert. Die Mitarbeiterzahl des Bundesfilmarchivs verringerte sich in den vergangenen 20 Jahren von 111 auf 64. Nun droht die Schließung des Kopierwerkes, dem letzten im traditionsreiche Filmstandort Deutschland.

Und nicht zuletzt ist die Murnau-Stiftung in einer existentiellen Krise.

Die Berufsvereinigung deutscher Medienjournalisten fordert.

  1. Ende des Kaputtsparens des Bundesfilmarchivs

Der Etat des Bundesfilmarchivs muss signifikant erhöht werden, um dessen Kopierwerke als Herzstück der Bewahrung der analogen technischen Infrastruktur zu erhalten und die Zahl der Mitarbeiter zu erhöhen.  Der Bestand des Archivs wächst kontinuierlich, nicht zuletzt auf Grund staatlicher Auflagen im Rahmen des FFG.  Die Produzenten werden dem Archiv ihre Schätze nur anvertrauen, wenn sie sicher sein können, dass sie dort fachgerecht gelagert und gepflegt werden.

  1. Stiftung Kinemathek erhalten

Anstatt die Deutsche Kinemathek zu stärken, ist im Etat für 2017 eine Kürzung ihres Haushalts  vorgesehen. Diese ist umgehend zurückzunehmen, der Etat stattdessen aufzustocken.

  1. Analoge Kopien erhalten

Nach österreichischem Vorbild müssen die analogen Kopien als Teil des Weltkulturerbes erhalten werden  und zugänglich bleiben. Dafür sind die Etats der Archive als auch die Mittel innerhalb des Bündnisses für das Filmerbe durch Bund und Länder zu erhöhen.

  1. Blockade beim Bündnis für das Filmerbe aufbrechen

Bundesländer wie Berlin und Brandenburg haben die Digitalisierung des Filmerbes gemäß ihres Anteils an den 3,3 Millionen Euro nach dem Königsteiner Schlüssel im Jahre 2016 bereits unterstützt. Nun ist es an der Kulturstaatsministerin, den nächsten Schritt zu gehen und ihrerseits 3.3 Millionen Euro für diese Aufgabe 2017 bereitzustellen. Dies wäre ein wichtiges Signal an die zögernden Landesregierungen.

  1. Bündnismittel müssen bei der Filmwirtschaft ankommen

Die Bestände der Archive von Bund und Ländern müssen von den Mitteln profitieren, allerdings muss der Anteil auf 20%- 30% des Gesamtvolumens gedeckelt werden.

  1. Weitere Aufstockung der Mittel des Bündnisses für das Filmerbe durch Bundes- und Länderregierungen

Die von PWC vorgeschlagene Summe von 10 Millionen Euro im Jahr orientiert sich an den Kapazitäten der technischen Betriebe mit Stand 2015. In zehn Jahren sollen 100 Millionen Euro ausgegeben werden, das entspricht aber nur einem Fünftel des Bedarfs. Vier Fünftel des deutschen Filmerbes werden für immer aus der Öffentlichkeit verschwinden.

Der BDMJ fordert die Bundesregierungen und die Landesregierungen auf, ihre Anteile um je fünf Millionen Euro im Jahr für die nächsten zehn Jahre aufzustocken. Wir sind überzeugt, dass Start-Ups investieren und traditionsreiche Betriebe wie ARRI wieder Kapazitäten für die Digitalisierung von Filmen aufbauen.

  1. Aufbau eines Film-Gesamtkatalogs

Für das vor Jahren im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd Neumann angekündigte Vorhaben des Kinemathekverbunds, das Filmportal des DIF zu einem Zentralkatalog des deutschen Filmschaffens auszubauen und mit Angaben zur physischen Verfügbarkeit der Kopien zu versehen, sind die Mittel endlich zu bewilligen.

  1. Rettung des bundesdeutschen Filmerbes

Etliche Titel aus der bundesdeutschen Filmgeschichte gelten schon heute als verschollen, Filmrollen werden unsachgemäß in Kellern oder Böden gelagert. Den Rechteinhaber sollten ihre Werke freiwillig den Archiven des Kinemathekenverbunds anvertrauen.

  1. Langfristige Sicherung der Zukunft der Murnau-Stiftung

Durch die Verweigerungshaltung der Fernsehanstalten und die Turbulenzen bei den Verwertungsgesellschaften ist die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung im 50. Jahr ihres Bestehens in eine existentielle Krise geraten. Die Gremien erarbeiten bis Ende 2017 alternative Modelle für die Weiterführung der Geschäfte.

Der BDMJ fordert Bundesregierung und Landesregierungen auf, ein Bekenntnis zum Erhalt der Stiftung abzugeben und sich künftig an der Finanzierung der Arbeit zu beteiligen.