Szene aus "Don’t Let the Sun" Quelle: themoviedb.org

Es ist immer enorm spannend, eine Reihe von neuen Filmarbeiten von jungen Menschen zu sehen, die erstmals einen langen Film, einen Kinofilm, realisiert haben. Was beschäftigt die junge Generation von Filmschaffenden? Mit welchen Themen setzen sie sich auseinander? Gehen sie filmisch neue, allenfalls ungewohnte Wege?

Es gibt eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten in den Erstlingsfilmen, die uns aufgefallen sind, die eher in den Bereich amüsanter Beobachtungen gehören. Das Wetter in den Filmen ist, der diesjährigen Hofer Festivalrealität durchaus entsprechend, meist eher trübe. Gelegentlich schwenkt die Kamera in den Himmel und zeigt Vögel ihre gemütlichen Runden drehen, dem Rhythmus der Filme durchaus entsprechend, die ihre Geschichten in horizontalen Sequenzen erzählen.

Die jungen Filmer drehen in Innenräumen, in Parks und Spielplätzen, sie erzählen intime Geschichten, Beziehungsgeschichten in verschiedenen Konstellationen. Es wird Essen gekocht, es wird Alkohol getrunken, es werden Zähne geputzt. Aber – und das hat uns dann wieder erstaunt – es gibt, und das war schon mal anders im deutschen Film, keinen Sex.

Wir danken dem Festival, dem Programmteam, insbesondere natürlich Festivalleiter Thorsten Schaumann, dass wir hier sein durften, ein bisschen Teil der Hofer Filmfamilie sein konnten. Und natürlich geht ein ganz besonderer Dank an Ana Radica, unsere unverzichtbare Jurybetreuerin. Beat Glur

Kritikerpreis Regie für Ina Balon („Plan F“)

Es ist eine einfache Frage – und kann zu einer überwältigenden Herausforderung werden: „Wie geht  es dir?“ So ist es auch für zwei gegensätzliche Schwestern. Die eine hat sich fast völlig zurückgezogen, um im Stillstand zu verharren. Auch die andere steckt fest, nur laut, krachend und schrill. In diesem Roadmovie durch einen Tag und eine Nacht begegnen die beiden ihren Dämonen, ringen sich unter viel Widerstand zur Wahrheit durch, zu einer Art Bestandsaufnahme mit Mitte, Ende 40. Liebevoll im Umgang mit den Charakteren, emotional mitnehmend, aber genauso mit Spielwitz begleitet das Werk die Figuren auf dieser Reise. Der Hofer Kritikerpreis Regie geht an Ina Balon und ihren Film „Plan F“.

Die Kritikerjury  mit Regisseurin Ina Baron. Ina Balon, Kameramann Elias Fritz und Produzent
Die Kritikerjury (Beat Glur, links, Katharina Dockhorn, 2. von links, Thomas Taborsky, 3. von rechts) mit Regisseurin Ina Balon (3. von links), Kameramann Elias Fritz(2. von rechts) und einem der Produzenten des Films „Plan F“. Foto: Festival

 

Kritikerpreis Produktion für „Don’t Let the Sun“

Die Sonne geht blutrot über der Erde auf, das Thermometer zeigt 48 Grad, die Straßen der Stadt sind menschenleer. Schon in den ersten Szenen zieht „Don’t Let the Sun“ sein Publikum mit eindrucksvollen Bildern in den Bann und lässt es bis zum Ende nicht los. Konsequent zeichnet er eine Vision des Lebens in einer Welt, die unter der Klimaerhitzung ächzt. Atmosphärisch dichte Bilder, die die triste Stimmung des Films unterstreichen, ein stimmiges Production Design und ein herausragendes Ensemble tragen diese Dystopie, die in uns nachhallt. Maßgeblichen Anteil an der Umsetzung des Konzepts von Regisseurin Jacqueline Zünd hatten ihre Produzenten. Der Hofer Kritikerpreis Produktion geht an David Fonjallaz und Louis Mataré.

Die Kritikerjury mit Arne Kohlweyer, dem Drehbuchautor von "Don't let the Sun".
Die Kritikerjury (Beat Glur, links, Katharina Dockhorn, 2. von links, Thomas Taborsky, rechts) mit Arne Kohlweyer, dem Drehbuchautor von „Don’t Let the Sun“. Foto: Festival

Der Hofer Kritiker Preis wird an ein Langspielfilmdebüt aus Österreich, der Schweiz oder Deutschland vergeben. Mit der Auszeichnung werden einen Regisseur/eine Regisseurin und ihre/seine Produktionsfirma gewürdigt, die kreativ innovative Wege gehen und/oder gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen. Die Jury bildeten Beat Glur (Journalist und Geschäftsführer des Schweizer Filmkritikerverbands), Katharina Dockhorn (Filmkritikerin, Berlin) und Thomas Taborsky (Filmkritiker, Übersetzer und Lektor, Wien).