Berlinale-Atmosphäre. Foto: Daniel Seiffert/Berlinale

Die BVMJ mahnt bessere Bedingungen für die Presse bei der Berlinale an – in einem Brief an die Berlinale-Chefs Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.

Berlin, 3. Februar 2022

Sehr geehrte Frau Rissenbeek,
sehr geehrter Herr Chatrian,

in den vergangenen Tagen haben Mitglieder unseres Verbands ebenso wie zahlreiche Kritiker aus der ganzen Welt ihre Teilnahme an der Berlinale 2022 abgesagt. Sie verzichten angesichts der Meldungen über den Corona-Hotspot Berlin und ein Deutschland, in dem PCR-Test rationiert werden, schütteln den Kopf über die widersprüchlichen Regelungen für Berichterstattende und Zuschauer und rechnen mit einem organisatorischen Chaos auf Grund des Hygenie-Konzeptes.

Nun rächt sich beim Umfang der Berichterstattung, dass die Berlinale für die Presse nie auf einen Plan B setzte, das heißt nie ein hybrides Angebot vorbereitete. Uns befremdet dies besonders als Mitglieder der FIPRESCI. Hunderte Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig berichten, können nicht einreisen, weil sie in einem Land leben, das sich die von der EU-zugelassenen Vakzine nicht leisten konnte. Sie wurden offenbar von Ihnen vergessen.

Wir sehen auch eine eklatante Lücke in Ihrem Sicherheitskonzept, wenn wir es zum Beispiel mit dem der olympischen Winterspiele in Peking vergleichen. Dort kennt jeder das Prozedere, wenn ein Teilnehmer  positiv getestet wurde. In Berlin? Muss er sich überhaupt melden? Werden die anderen Teilnehmer der PV vom Festival benachrichtigt, wie es die Verleiher in Deutschland halten? Folgt dann eine Quarantäne zumindest für die Umsitzenden? Wir bitten Sie, umgehend ein solches Konzept zu veröffentlichen

Zudem braucht es dringend Verbesserungen vor Ort. Das fängt bei Desinfektionsspendern an, die während der vorgezogenen Pressevorführungen im Cinemaxx in den vergangenen Tagen oftmals leer waren. Diese sollten regelmäßig kontrolliert und aufgefüllt werden. Zudem möchten wir Sie bitten, dass auch ein Kontingent an Masken für Notfälle bereit liegt.

Außerdem fordern wir Sie zu folgenden Nachbesserungen an Ihrem Konzept auf:

– Entfallen der Testpflicht für alle Geboosterten. Ein Test am Sonntag zur Kontrolle. Denn wir fürchten, insbesondere bei den 9-Uhr-Vorstellungenm, Menschenansammlungen beim Einlass, die zu Superspreader-Events werden können.

– Rückzahlung aller Akkreditierungsgebühren auf Grund der Verkürzung, des verminderten Angebots und der erhöhten Aufenthaltskosten durch den Kauf der Masken.

– Freischaltung des Marktzugangs für Infizierte.

– Streichung des Passus, dass die Akkreditierung entzogen wird, wenn zwei Karten nicht genutzt wurden. Ob eine Teilnahme möglich ist, ist 90 Minuten vor Beginn einer Vorstellung bei dem jetzt schon ausgedünnten Angebot der Berliner Verkehrsbetrieb oft nicht absehbar, ebenso können sich andere Termine kurzfristig verschieben.

– Kein Beginn von PVs, ehe alle Journalistinnen und Journalisten eingelassen sind, damit alle die Möglichkeit haben, umfassend zu berichten.

Wir bitten Sie dringend um ein Gespräch, damit alle Akkreditierten am Potsdamer Platz ein Gefühl an Sicherheit haben können.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.